Partnerschaft für mehr Tierwohl

2023 feiert der Deutsche Tierschutzbund das 10-jährige Bestehen des Labels „Für Mehr Tierschutz“. Jürgen Mäder, Vorstand EDEKA Südwest, und Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, im Interview über gemeinsame Erfolge.

Jürgen Mäder ist Vorstand bei EDEKA Südwest. Seit 1992 ist er im Unternehmen tätig und setzt sich seither dafür ein, das Thema Tierwohl im Einzelhandel voranzutreiben.

Seit 2011 leitet Thomas Schröder den Deutschen Tierschutzbund als Präsident und vertritt dabei auch die Interessen der angeschlossenen Tierschutzvereine.

Herr Schröder, herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Bestehen des Labels „Für Mehr Tierschutz“! Erzählen Sie uns, wie es dazu kam, dass Ihr Verein ein solches Label erschaffen hat? 

Thomas Schröder: Der Impuls kam von der Uni Göttingen. Professor Achim Spiller hatte bei Untersuchungen herausgefunden, dass Verbraucher mehr Transparenz wünschen. Sein Rat: Ein Label sei dafür der richtige Weg. Der Deutsche Tierschutzbund war Teil seiner Arbeitsgruppe. Schnell war klar, es gibt weder vom Gesetzgeber ein Angebot für Transparenz bei tierischen Produkten, noch gibt es freiwillige Labels, bei denen das Thema Tierschutz im Fokus steht. Wir haben uns dann getraut, ein Label herauszubringen. Es war anfangs eine große Herausforderung – auch für mich persönlich. Für alle Beteiligten war es ein mutiger Schritt, für uns als Verein ebenso wie für die Landwirte.

Herr Mäder, Sie waren maßgeblich daran beteiligt, dass EDEKA Südwest ein Fleisch-Programm aufgebaut hat, das mit zwei von zwei Sternen des Tierschutzlabels ausgezeichnet werden konnte. Was waren Ihre Beweggründe?

Jürgen Mäder: Die Themen Tierwohl und Regionalität stehen bei uns schon lange im Fokus – sie sind Teil der Unternehmens-DNA. In Zusammenarbeit mit Landwirten und Lieferanten aus der Region bieten wir beispielsweise bereits seit 1998 Fleisch vom Bio-Weiderind aus Mutterkuhhaltung an sowie, seit vielen Jahren, Artikel, die mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg gekennzeichnet sind. Die Umwälzungen auf dem Fleischmarkt – unter anderem durch BSE vor über 20 Jahren – haben mir persönlich gezeigt, dass der Handel direkt mit den Landwirtinnen und Landwirten kommunizieren muss. Zuvor haben wir ausschließlich bei den Schlachtbetrieben eingekauft. Anfang der 2000er hatte EDEKA Südwest bereits seine erste Tierschutzbeauftragte – heute sind es vier!

Thomas Schröder: Es brauchte damals bei EDEKA Südwest einen Motor, einen Antreiber – das war Jürgen Mäder! Diese Wertschätzung bringe ich Ihnen, Herr Mäder, persönlich entgegen! Es war auch wirtschaftlich gesehen ein mutiger Schritt. Und jetzt wissen wir: Es geht. Das Programm hält sich und steht für Qualität, mehr Tierschutz und sichere Kontrollen. Sie haben das geschafft und mit Hofglück-Geflügel sogar noch ausgebaut!

Wie wirkt der Deutsche Tierschutzbund bei Projekten konkret mit? Stellen Sie Beraterinnen und Berater?

Thomas Schröder: Genau. Wir beraten die Erzeugerinnen und Erzeuger bei der Umsetzung unserer Richtlinien, die wir mit Beteiligten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis in Arbeitsgruppen entwickeln. Die Zertifizierung der Betriebe erfolgt dann auf Basis unangekündigter Kontrollen unabhängiger Zertifizierungsstellen.

Darauf kann man sich verlassen!

2013 schuf der Deutsche Tierschutzbund das Label „Für Mehr Tierschutz“. Ziel war es, die Lebensbedingungen von Millionen von Tieren zu verbessern. Das zweistufige Tierschutzlabel kennzeichnet Produkte, die nach strengen Anforderungen des Deutschen Tierschutzbundes erzeugt wurden. Das Tierschutzlabel-System umfasst die gesamte Wertschöpfungskette – von der Haltung über den Transport bis hin zur Verarbeitung.

Die Marke Hofglück trägt die höchste Stufe 4 der Kennzeichnung „Haltungsform“ und ist mit zwei Sternen des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ ausgezeichnet.

Herr Mäder, wie wichtig ist Ihnen – als Vertreter von EDEKA Südwest – eine Zusammenarbeit mit NGOs*?

Für mich ist es grundsätzlich wichtig, sich Fragen zu stellen und mit Tierschutzorganisationen wie dem Deutschen Tierschutzbund oder anderen NGOs kontinuierlich auszutauschen. Ich bin überzeugt, wenn man in Sachen Tierhaltung etwas verändern möchte, dann geht das nur im Dialog. Aus diesem Grund hat EDEKA Südwest einen Ethikrat gegründet, in dem zum Beispiel auch Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen sind. Der Rat ist breit aufgestellt, sodass möglichst viele Themen, die unsere Gesellschaft bewegen, einfließen können.

*NGO = engl.: non-governmental organization; dt.: nichtstaatliche Organisation

Das Label „Für Mehr Tierschutz“ ist ja auch eine Orientierungshilfe für Kundinnen und Kunden. Würden Sie sagen, es braucht noch mehr solcher Siegel?

Die Vielzahl an Labels kann mitunter schon etwas verwirren. Ich bin überzeugt, es braucht eine bekannte Marke mit transparenten Werten und Leistungen. Dafür stehen EDEKA Südwest und der Deutsche Tierschutzbund. Wir passen gut zusammen. Wichtig wäre vor allem, dass auch der Gesetzgeber entsprechende Rahmenbedingungen für einen besseren Tierschutz setzt.

Herr Schröder – was wünschen Sie sich für die weitere Zusammenarbeit mit EDEKA Südwest?

Ich wünsche mir eine Sortiments-Ausweitung und dass Hofglück demnächst im gesamten EDEKA-Verbund aufgenommen und somit in ganz Deutschland in den EDEKA-Märkten erhältlich sein wird.

Jürgen Mäders Anerkennungen für seinen Einsatz in Sachen Tierwohl im Einzelhandel

Ein Bild

#zukunftleben: Unterwegs mit den Tierschutzbeauftragten

Begleiten Sie für einen Tag lang zwei der vier Tierschutzbeauftragten von EDEKA Südwest Fleisch. Maxi Karpeles (l.) und Katharina Gänger haben uns auf ihre Stippvisiten bei drei landwirtschaftlichen Betrieben mitgenommen und von ihrer Arbeit erzählt.

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