Der Schwarzwald im Wandel

Welche Baumarten finden sich heute im Schwarzwald? Wie wirken sich klimatische Veränderungen auf den Baumbestand aus? Und warum ist es so wichtig, den Wald zu schützen? Hier gibt es die Antworten.

Der Schwarzwald ist die waldreichste Landschaft in Baden-Württemberg. Vor allem mächtige Tannen und Fichten ragen hier in den Himmel und erfreuen Naturbegeisterte. Doch der Schwarzwald wird in der Zukunft wohl anders aussehen als heute. „Wir erleben Wälder zwar statisch, aber sie verändern sich laufend“, sagt Prof. Dr. Ulrich Kohnle. „Durch den Klimawandel bekommen wir Probleme, doch wenn wir es anpacken, können wir den Wald in Richtung Zukunft bringen.“ Weitere wichtige Informationen erfahren Sie weiter unten im Interview mit dem Leiter der Abteilung Waldwachstum bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Zuerst stellen wir Ihnen aber noch typische Baumarten des Schwarzwaldes vor.

7 Baumarten des Schwarzwaldes

Experteninterview: Wie geht es dem Schwarzwald?

Prof. Dr. Ulrich Kohnle ist Leiter der Abteilung Waldwachstum bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. Im Interview erklärt er, wie sich der Baumbestand im Schwarzwald wandelt.

Was sind heutzutage typische Baumarten im Schwarzwald?
Ulrich Kohnle: Es sind zum Großteil Nadelbaumarten wie Fichte, Weißtanne, Kiefer und Douglasie. Letztere ist aus Nordamerika zu uns gekommen. Bei den Laubbäumen sind es vor allem Buche und Ahorn sowie Esche und Eiche in den tieferen Lagen.

Hat sich der Baumbestand im Laufe der Zeit gewandelt?
Ulrich Kohnle: Ja, allerdings. Nach der letzten Eiszeit war das Gebiet des heutigen Schwarzwaldes relativ waldfrei. Die Baumarten mussten erst mal wieder zurückwandern. Im Laufe der Jahrhunderte war es dann mal wärmer, mal kälter – sodass sich auch die Waldbesetzung hin und her verändert hat. 800 bis 1000 v. Chr. waren die meisten Baumarten dann wieder angekommen und das Klima war etwa so, wie bis in die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Bevor der Mensch dann mit der intensiven Waldnutzung begann, war der Schwarzwald stark geprägt von Tannen und Buchen. Doch ab 1600 war Holz als Rohstoff sehr begehrt. Die Menschen brauchten es in großen Mengen als Baustoff und Energieträger. Man hat sogar Laub und Nadeln aus dem Wald gerecht, um es als Streu für den Stall zu nutzen, weil es nicht genug Stroh gab. Auf alten Kupferstichen sieht man, wie übel der Schwarzwald dann Ende des 18. Jahrhunderts aussah: es gab nur noch wenige und sehr verarmte Wälder. Dann fing das Umdenken an und es wurden Bäume gepflanzt, um den Wald zu retten. Man hat es mit verschiedenen Baumarten versucht, aber da vor allem Nadelbäume mit den ramponierten Böden besser zurechtkamen, hat man verstärkt Kiefern und vor allem Fichten gepflanzt.

Douglasien kommen ursprünglich aus Nordamerika. Im Schwarzwald werden sie seit Ende des 19. Jahrhunderts gepflanzt.

Die Baumpflanzkarte von EDEKA Südwest

Wald bedeutet Leben. Deshalb startete EDEKA Südwest bereits 2012 Baumpflanzaktionen im Südwesten, um so zum Erhalt unserer Wälder beizutragen. Seit 2019 können auch Kundinnen und Kunden das Projekt aktiv unterstützen: mit der Baumpflanzkarte. Durch die Nutzung bestimmter Mehrweglösungen beim Einkauf können sie mit der Karte Punkte sammeln. Ist die Karte voll, muss sie nur im Markt abgegeben werden und schon wird ein Baum gepflanzt. Entweder in der Region oder im Waldreservat Chepalungu in Kenia. So konnten bereits über 135.000 Bäume (Stand Dezember 2021) gesetzt werden. Langfristiges Ziel der Aktion ist es, bis zum Jahr 2025 500.000 Bäume zu pflanzen.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf den Schwarzwald aus?
Ulrich Kohnle: Durch Voranschreiten des Klimawandels werden die Trockenzeiten hierzulande voraussichtlich häufiger und intensiver – dieser Entwicklung sind viele Baumarten nicht so gut gewachsen. Besonders stark betroffen ist die Fichte. Der sogenannte Trockenstress schwächt sie und macht sie anfällig für Borkenkäferbefall. Die Insekten sind wechselwarme Tiere, je wärmer es wird, desto aktiver sind sie. Und Fichten wehren sich gegen Borkenkäfer, indem sie Harz absondern. Das Harz steckt in den Bäumen in Harzkanälen. Diese sind mit lebenden Zellen ausgekleidet, und wenn der Baum bei Hitze nicht mit genügend Wasser versorgt ist, ist der Harzdruck nicht groß genug und der Käfer kann bohren und unter der Rinde sein Unwesen treiben.

Was bedeutet das für die Baumarten?
Ulrich Kohnle: Der Schwarzwald wird in 100 Jahren ein anderes Gesicht haben als heute. Man kann einfach nur zuschauen oder mit begleitenden Maßnahmen vorsichtig eingreifen. Den Wald kann man nicht von heute auf morgen umkrempeln. Aber wenn Bestände reif für eine Verjüngung sind, sollte man Baumarten pflanzen, die besser mit Wärme und Trockenheit klarkommen. Schon seit den 1970er-Jahren setzt man verstärkt auf Mischwaldwirtschaft statt auf Reinbestände. In tiefen Lagen des Schwarzwaldes wird es auf laubbaumbetonte Wälder mit Buchen und Eichen hinauslaufen. In hohen Lagen haben Tannen statt Fichten bessere Zukunftschancen, weil sie besser mit dem Klimawandel und seinen Folgen zurechtkommen.

Warum sind Wälder so wichtig?
Ulrich Kohnle: Ich kann mir meine Umgebung ohne Wald nicht vorstellen. So geht es wohl den meisten Menschen. Wälder sind schöne Erholungsorte. Aber natürlich gibt es viele Gründe, warum sie wichtig sind: Wälder fungieren als Trinkwasserfilter, sind wichtig für den Hochwasserschutz und speichern Kohlenstoff. Dazu kommt, dass Holz als Baustoff nachhaltiger als Beton oder Stahl ist, die in der Herstellung sehr CO2-intensiv sind. Wälder haben also viel mit Klimavorsorge zu tun. Und auch wenn sie bewirtschaftet werden, gehören sie zu den naturnahen Ökosystemen und sind ein wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere.

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