Wild- und Honigbienen im Vergleich

Biene ist nicht gleich Biene. Dass die nützlichen Insekten nicht alle gleich aussehen, ist Ihnen bestimmt schon aufgefallen. Doch es gibt noch mehr Unterschiede. Hier erfahren Sie Spannendes über Honigbienen, Hummeln und Solitärbienen.

8–10 Honigbienenarten gibt es weltweit. Bei uns in Deutschland kommt nur eine von ihnen vor: die Westliche Honigbiene (Apis mellifera). Anders sieht es bei den Wildbienen aus, rund 580 bekannte Arten sind bei uns heimisch. Doch egal ob Honig- oder Wildbiene, die kleinen Insekten spielen eine tragende Rolle für das Funktionieren von Ökosystemen. Denn sie bestäuben sowohl Nutz- als auch Wildpflanzen. Um auf die Bedeutung von Bienen aufmerksam zu machen und ihren Schutz zu fördern, wird seit 2018 immer am 20. Mai der Weltbienentag gefeiert.

Interview mit der Expertin: Wildbienen vs. Honigbienen

Dr. Kristin Krewenka ist Geschäftsführerin des Landesverbands Badischer Imker e. V. Sie hat in Agrarökologie zum Thema Wildbienen promoviert und ist selbst Imkerin.
Im Interview erklärt sie, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es zwischen Wild- und Honigbienen gibt und warum die Insekten geschützt werden müssen.

Was sind die größten Unterschiede zwischen Honigbienen und Wildbienen?
Kristin Krewenka: Neben der Honigbiene, die vom Menschen domestiziert und versorgt wird, gibt es in Deutschland noch Hunderte weitere Bienenarten, die sogenannten Wildbienen. Der Name rührt daher, dass diese wild leben und in der Regel nicht vom Menschen betreut werden. Zu den Wildbienen gehören die Hummeln und Solitärbienen. Hummeln leben ähnlich wie Honigbienen sozial, während Solitärbienen allein leben.

Die Lebensweise der Honigbienen ist hochsozial. Für die Vermehrung ist die Königin zuständig. Sie kann bis zu 2.000 Eier am Tag legen. Neben der Königin gibt es die Arbeiterinnen und männliche Bienen, die sogenannten Drohnen. Die Arbeiterinnen bewältigen je nach Lebensalter verschiedene Tätigkeiten, die im Bienenvolk anfallen. So sind sie zunächst Putzbienen, dann Ammenbienen, Baubienen, Wächterbienen und Sammelbienen. Jede Arbeit im Stock wird dank der guten Kommunikation der Bienen sofort erledigt. Die Drohnen sind von Frühjahr bis zum Spätsommer ebenfalls Teil der Völker. Sie können keinen Nektar sammeln und dienen in erster Linie der Vermehrung, aber auch sie beteiligen sich an Putzarbeiten.

Die Hummeln leben ebenfalls sozial, die Nester sind aber einjährig und Hummelvölker erreichen nicht die Stärke eines Honigbienenvolks. Die Hummelkönigin wird im Spätsommer begattet und überwintert unter Laub oder an einer geschützten Stelle. Im Frühjahr sucht sie einen geeigneten Nistplatz und gründet dort ihr Volk. Hummeln formen Wachstöpfchen für ihre Brut und ihren Honigvorrat. Wenn genug Arbeiterinnen geschlüpft sind, zieht sich die Hummelkönigin komplett auf das Brutgeschäft zurück. Im Spätsommer, wenn genug neue Königinnen und Drohnen produziert wurden, stirbt das Hummelvolk.

Die solitären Bienen leben nur ein Jahr und schlüpfen je nach Art zwischen Ende Februar bis in den September hinein. Durchschnittlich kommt daher jede Art der sogenannten Einsiedlerbienen für ca. 2–3 Monate vor. Eine Solitärbiene legt in ihrem Leben, dass ca. 4–6 Wochen dauert, im Schnitt zehn Brutröhren mit 5–20 Brutzellen an. Dies ist abhängig von der Pollenversorgung und geeigneten Orten zum Nisten, sogenannten Nisthabitaten. Die Eier werden auf einen Pollenbrei in der Brutzelle abgelegt und verschlossen. Eine Pflege der Brut findet nicht statt. Die erwachsenen Tiere sterben, während sich die Larven entwickeln, überwintern und im nächsten Jahr zur jeweiligen Flugzeit der Art schlüpfen.

Wo leben Honig- und Wildbienen?
Honigbienen werden in der Regel durch Imkerinnen und Imker betreut und leben im Bienenstock. In der Bienenhaltung ist diese sogenannte Beute meistens aus Holz oder Styropor und besteht aus mehreren Kästen, in die die Rähmchen für den Ausbau der Waben gehängt werden. Eine traditionellere Methode ist die Bienenhaltung in Bienenkörben oder Klotzbeuten (ausgehöhlten Baumstämmen).

Wildbienen nisten ober- oder unterirdisch. Die Bodennister sind hier mit fast 60 Prozent die größere Gruppe. Sie benötigen idealerweise warme, sandige Böden, in die sie ihre Niströhren graben. Einige wenige Arten der solitären Bienen teilen sich einen Nesteingang und wechseln sich damit ab, diesen zu bewachen, um Gegenspieler abzuwehren. Jede Biene pflegt aber ihr eigenes Nest. Einige Hummelarten legen ihre Nester in verlassenen Mäusehöhlen an. Die oberirdisch nistenden Bienen nutzen Totholz, markhaltige Stängel, Schilf, aber auch Abbruchkanten oder Mauerwerk als Nisthabitate.

Wie ernähren sich Honig- und Wildbienen?
Alle Bienen benötigen zuckerhaltigen Nektar sowie Eiweiß in Form von Pollen. Der Großteil der Bienenarten verhält sich beim Blütenbesuch generalistisch, das heißt, dass zunächst jede gefundene Blüte angeflogen und Nektar und Pollen geerntet wird. Diese Arten nennt man auch polylektisch, da sie sich von einer Vielzahl von Pflanzenarten ernähren können. Die Honigbiene ist hier sehr effizient und fliegt vor allem Pflanzen an, deren Nektar einen hohen Zuckergehalt aufweist. Etwa 30 Prozent der Wildbienen sind keine Generalisten, sondern Spezialisten. Sie besuchen tatsächlich nur eine bestimmte Pflanzengattung, manchmal auch nur eine Pflanzenart, um Pollen für ihren Nachwuchs zu sammeln. Diese Arten nennt man auch oligolektisch, da sich ihre Larven nur vom Pollen einer bestimmten Pflanzenart ernähren können.

Warum sind Bienen bedroht?
Eine Bedrohung für alle Bienen ist die zunehmende Flächenversiegelung, die sowohl ihre Nist- als auch Nahrungshabitate vernichtet. Auch die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere der Einsatz von Pestiziden, aber auch der zunehmende Rückgang von Dauerkulturen und Heuwiesen, bzw. mageren und somit blütenreichen Wiesen, führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Der Klimawandel stellt die Bienen vor weitere Herausforderungen: Trockenheit und Dürre sind ein großes Problem, aber auch milde Winter und ein zeitiges Frühjahr. Gerade für die Spezialisten unter den Bienen kann es problematisch sein, wenn die Wirtspflanze sehr früh im Jahr blüht, die Biene aber zum gewohnten Zeitpunkt schlüpft und die Pflanze dann schon verblüht ist.

Honigbienen haben den großen Vorteil, dass sich die Imkerinnen und Imker um sie kümmern. Sie können mit ihren Bienen in komplexere und strukturreichere Landschaften wandern. In Dürrezeiten oder beim Ausbleiben einer Tracht können die Honigbienen mit Zuckersirup gefüttert werden, um ein Verhungern zu vermeiden. Auch Krankheiten und Schädlinge können bekämpft werden.

Die Wildbienen haben oft nur eine kurze Flugdistanz, die meist in Relation zu Ihrer Körpergröße steht. Für sie ist es oft nicht möglich, ein neues Habitat zu erschließen, daher sind vernetzte Habitate – sogenannte Trittsteine – in der Landschaft sehr wichtig. Zumal oft das Nisthabitat nicht identisch mit dem Habitat für die Nahrungssuche ist. In Deutschland sind 53 Prozent der Wildbienenarten laut Roter Liste in ihrem Bestand gefährdet.

Was kann jede und jeder tun, um Bienen zu helfen?
Es hilft, im Garten, auf dem Balkon oder auf der Fensterbank den Bienen ein vielfältiges Angebot blühender Nahrungspflanzen anzubieten. Idealerweise sollte dies den Zeitraum vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst abdecken. Heimischen Wildkräutern, die mehrjährig sind, sollte hier der Vorzug gegeben werden. Auch Sträucher und Stauden können eine hervorragende Bienenweide sein. Neben dem Nahrungsangebot ist für die Wildbienen besonders die Verfügbarkeit von geeigneten Nistplätzen entscheidend. Hierzu können im Garten Nisthilfen, die natürlich vorkommende Nistgelegenheiten in der Natur nachahmen, installiert werden: beispielsweise Totholz, Schilfröhrchen und markhaltige Stängel. Offene, sonnige Stellen im Garten helfen den unterirdisch nistenden Bienen. Wenn es der Platz erlaubt, kann auch ein Sandarium als Nistplatz für die Bodenbrüter angelegt werden.

So macht sich EDEKA Südwest für Bienen und andere Insekten stark

Bereits seit 2018 sponsert EDEKA Südwest die Seminarreihe „Bienenweide“ des Landesverbands Badischer Imker e. V. In den Vorträgen von Manfred Kraft, Obmann für Bienenweiden, erhalten Interessierte wertvolle Tipps zum Anlegen ihrer eigenen Blühflächen, die Insekten Nahrung und Lebensraum bieten.

In Kooperation mit dem Landesverband Badischer Imker e. V. hat EDEKA Südwest außerdem 2022 den Wettbewerb „Insekten-Liebling“ gestartet. Gemeinden, Bürgerinitiativen und Vereine im Südwesten Deutschlands, die Blühflächen anlegen möchten, können sich bewerben und finanzielle Förderung in Form von geeignetem Saatgut bis zu einem Maximalbetrag von je 500 Euro gewinnen.

Seit 2014 gibt es jedes Jahr an einem Tag im Frühling für die EDEKA-Kundinnen und -Kunden bei ihrem Einkauf eine Gratis-Samentüte in teilnehmenden Märkten. Diese kann im Garten oder in mehreren Blumenkästen oder -töpfen auf dem Balkon ausgesät werden. Nach wenigen Wochen sprießen Wild- und Kulturpflanzen, die Insekten Nahrung bieten. Tipp: Legen Sie doch gemeinsam mit Ihrem Nachwuchs eine Blumenwiese an. Eine Anleitung für Kinder zum Ausdrucken finden Sie hier:

Mit dem Programm „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ setzen sich EDEKA und der World Wide Fund For Nature (WWF) gemeinsam mit Bio-Betrieben für die heimische Tier- und Pflanzenwelt in der Landwirtschaft ein. Die Basis des Programms bildet ein Leistungskatalog mit mehr als 100 Einzelmaßnahmen. Daraus wählen die teilnehmenden Bio-Betriebe jeweils die für sie passenden Maßnahmen aus. Welche Effekte ungemähte Streifen im Grünland haben, zeigte sich eindrucksvoll bei einer Insektenzählung aus dem Jahr 2021:

#zukunftleben: Wasserstelle für Bienen

Gerade bei hohen Temperaturen sind auch Bienen auf eine Extraportion Nass angewiesen. Wie Sie eine Wassertränke aus Tontöpfen oder altem Geschirr basteln können, zeigen wir Ihnen hier:

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