Bodenlebewesen im Ökolandbau

Viele sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen – und doch sind sie da: Millionen von Bodenlebewesen. Sie spielen insbesondere in der ökologischen Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Zwei Demeter-Landwirte verraten hier mehr über die kleinen Helfer.

Boden: Produktionsgrundlage für die Landwirtschaft

Für Landwirtinnen und Landwirte ist ein gesunder, lebendiger Boden das wichtigste Gut. Und er ist ein wahres Wunderwerk. Denn er besteht nicht aus toter Materie, sondern in ihm wimmelt es von Leben! Die Gesamtheit der im Boden vorkommenden Organismen wird als Bodenlebewesen oder Edaphon (von griechisch: edaphos = Erdboden) bezeichnet. Unter einem Hektar Fläche (in etwa die Größe eines Fußballfelds) können sich bis zu 15 Tonnen Bodenlebewesen tummeln – das entspricht etwa dem Gewicht von 20 Kühen!

In der Bodenschutzkonzeption der Bundesregierung wird Boden übrigens wie folgt definiert: „Boden ist das mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzte, unter dem Einfluss der Umweltfaktoren an der Erdoberfläche entstandene und im Laufe der Zeit sich weiterentwickelnde Umwandlungsprodukt mineralischer und organischer Substanzen mit eigener morphologischer Organisation, das in der Lage ist, höheren Pflanzen als Standort zu dienen. Dadurch ist der Boden in der Lage, eine Lebensgrundlage für Tiere und Menschen zu bilden. Als Raum-Zeit-Struktur ist der Boden ein vierdimensionales System.“

Experten-Interview zum Thema Bodenlebewesen

Birger Richter ist Leiter der Gärtnerei beim Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf in Stockach-Wahlwies. Dort wird Bio-Gemüse für „Unsere Heimat – echt & gut“ angebaut. Mehr über den Demeter-Betrieb erfahren Sie hier.

Florian Reyer ist Demeter-Landwirt bei der Hofgemeinschaft Heggelbach, die u. a. Rote Bete für das Bio-Sortiment der Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“ anbaut. Hier erfahren Sie mehr.

Was für Bodenlebewesen gibt es?

Birger Richter: In einer Handvoll Erde gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf unserem Planeten. Unter unseren Füßen leben viele Tierchen, aber auch Bakterien, Pilze und Algen.

Florian Reyer: Zu den Tieren, die im Boden leben, gehören beispielsweise Fadenwürmer, Springschwänze, Milben, Kleinringelwürmer, Tausendfüßler, Zweiflüglerlarven, Käferlarven, Regenwürmer, Spinnen und Asseln.

Warum sind Bodenlebewesen so wichtig und welche Aufgaben erfüllen sie?

Birger Richter: Die Bodenlebewesen zerkleinern und verdauen die im Boden enthaltenen abgestorbenen Pflanzen und Tiere und deren Überreste. Dadurch entsteht neue, fruchtbare Erde. Diese Erde, der sogenannte Humus, ist meist sehr dunkel, feucht und krümelig – und damit der ideale Nährboden für ein gesundes Pflanzenwachstum.

Florian Reyer: Jedes einzelne Lebewesen hat eine Bedeutung und Aufgabe im Ökosystem Boden. Alle gemeinsam machen seit Jahrtausenden unseren Planeten bewohnbar, farbenfroh und erneuern ihn. Die Gesundheit des Bodens hat unmittelbaren Einfluss auf die Gesundheit der Pflanzen und somit auch auf die Tiere, welche die Pflanzen fressen.

Regenwürmer lockern den Boden auf, sodass Pflanzenwurzeln weit in den Boden hineinwachsen können.
Knöllchenbakterien gehen eine Verbindung mit Leguminosen ein, binden für die Pflanzen wertvollen Stickstoff aus der Luft und reichern den Boden damit an.
Springschwänze sind wichtig für die Zersetzung im Boden. Sie bauen organische Stoffe ab und setzen Nährstoffe für die Pflanzen frei.

Warum ist ein gesunder Boden wichtig?

Florian Reyer: Er bildet die Grundlage unseres menschlichen Lebens auf der Erde. Indem er das Regenwasser filtert und so für Trinkwasser sorgt, Wasser aufnehmen und speichern kann. Ein gesunder Boden speichert außerdem Kohlenstoff und Nährstoffe für Pflanzen, die dann durch Fotosynthese Sauerstoff für uns bereitstellen.

Birger Richter: Zudem können auf einem gesunden Boden gesunde Pflanzen wachsen, die uns mit vielen verschiedenen Obst- und Gemüsesorten versorgen. Der Geschmack des Obsts und Gemüses wird dabei durch den Boden merklich beeinflusst. Außerdem ist in den Huminstoffen, die im Humus enthalten sind, jede Menge Kohlenstoff gespeichert. Ein humusreicher Boden trägt also zum Klimaschutz bei.

Die Bodenfruchtbarkeit fördern und erhalten – mit welchen Maßnahmen erreichen Sie das?

Birger Richter: Wir im Demeter-Anbau pflegen den Boden mit Kompost, Mist, Gründüngung und biodynamischen Präparaten. Die biologischen Düngemittel bauen die Bodenfruchtbarkeit langfristig auf, damit der Boden die Pflanzen optimal ernähren kann. Im Gewächshaus setzen wir zusätzlich noch Regenwurmkokons im Boden aus und bauen so einen Regenwurmbestand auf.

Florian Reyer: Wichtig sind aus meiner Sicht 6 Grundprinzipien:

  1. Die Zusammenhänge auf dem Hof und in der Natur verstehen lernen und aus dem Verständnis der Kreisläufe heraus Handlungen ableiten.
  2. Die Bodenbearbeitung auf ein Minimum reduzieren.
  3. Möglichst vielseitige Fruchtfolgen und eine hohe Anzahl unterschiedlichster Kulturen wie Getreide, Hackfrüchte (Rüben, Kartoffeln) und Zwischenfrüchte (Klee, Lupine) auf dem Betrieb integrieren.
  4. Den Boden durch lebende oder abgestorbene Pflanzen bedeckt halten, um ihn vor der Witterung zu schützen (in der Natur ist Boden immer bedeckt, mit Ausnahme von Wüsten).
  5. Lebende Wurzeln im gesamten Jahresverlauf im Boden halten.
  6. Tiere, speziell Wiederkäuer wie Rinder als Weidetiere zurück in die Landschaft/Landwirtschaft bringen.
Eine ganzjährige Bodenbedeckung ist eine wichtige Maßnahme zur Förderung und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit.
Weidetiere wie Rinder können die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit erhöhen und das Ökosystem pflegen.
Demeter-Betriebe unterstützen den Boden mit biodynamischen Präparaten, die aus pflanzlichen, mineralischen und tierischen Substanzen hergestellt werden.

#zukunftleben: starke Partner

Seit 1994 arbeiten Demeter und EDEKA Südwest eng und vertrauensvoll zusammen. Meilensteine der Partnerschaft sowie Demeter-Landwirtinnen und -Landwirte, die Lebensmittel für die Regionalmarke „Unsere Heimat – echt und gut“ produzieren, stellen wir Ihnen hier vor:

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