Bedrohte Wildbienen im Südwesten

Über 550 Wildbienenarten gibt es in Deutschland. Doch laut Roter Liste gelten nur 37 Prozent von ihnen als nicht bestandsgefährdet. Der Großteil ist bedroht, 31 Arten sogar vom Aussterben. Imker und Wildbienen-Fan Achim Dietrich stellt Ihnen hier einige Arten näher vor.

Mit Honigbienen kennt Achim Dietrich sich aus, schließlich ist er Imker in vierter Generation und besitzt 16 Völker. Genauso begeistert ist er von ihren wilden Verwandten. „Im Unterschied zu Honigbienen leben die meisten Wildbienenarten einzeln und nicht in einem Staat. Deshalb spricht man auch von Solitärbienen“, erklärt Achim Dietrich. Doch genau wie Honigbienen sind auch Wildbienen für die Bestäubung heimischer Nutz- und Wildpflanzen wichtig und müssen unbedingt geschützt werden. Dazu kann jeder einen Beitrag leisten! Mehr dazu erfahren Sie hier: „Insekten schützen: 6 Tipps, wie Sie den Tieren helfen können“. Lernen Sie außerdem drei bedrohte Wildbienenarten kennen, die hier im Südwesten heimisch sind.

Drei bedrohte Wildbienenarten

Blauschwarze Holzbiene

Wissenschaftlicher Name: Xylocopa violacea
Größe: Bis zu 3 cm
Aussehen: Schwarzer Körper mit grauer Behaarung, blau-metallisch glänzende Flügel
Lebensraum: Warme und sonnenreiche Streuobstwiesen, Gärten und Parkanlagen mit ausreichend Totholz

Die Blauschwarze Holzbiene ist die größte heimische Wildbienenart und lässt sich durch ihre in der Sonne schimmernden Flügel gut von anderen Bienen unterscheiden. Die imposanten Insekten sind äußerst friedfertig und leben solitär. Sie überwintern an geschützten Stellen und nach der Paarung im Frühjahr legen die Weibchen Nester in abgestorbenem Holz an. Dafür nagen sie mit ihren kräftigen Kauwerkzeugen bis zu 30 cm lange Gänge. In mehrere Nistzellen werden Pollen und Nektar eingelagert und schließlich die Eier abgelegt. Daraus schlüpfen dann Larven, die schnell heranwachsen, sich verpuppen und im Juli und August schlüpfen schließlich die jungen Holzbienen. In Deutschland ist die Blauschwarze Holzbiene in der Kategorie „Vorwarnliste“ auf der Roten Liste gefährdeter Arten eingeordnet. Helfen Sie dieser Wildbienenart, indem Sie Totholz in Ihrem Garten liegen lassen. Zudem können Sie Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütler pflanzen, die die Tiere als Nahrungsquelle bevorzugen.

Wildbiene des Jahres 2021: Mai-Langhornbiene

Wissenschaftlicher Name: Eucera nigrescens
Größe: Bis zu 1,6 cm
Aussehen: Brustteil mit orange-braunem Pelz, Hinterleib schwarz, die Männchen haben stark verlängerte Fühler
Lebensraum: Fettwiesen, Streuobstwiesen, Hecken und Waldsäume

Die Männchen der Mai-Langhornbiene zeichnen sich nicht nur durch ihre langen Antennen aus, sondern auch durch ihre rasanten Flugmanöver im Frühling. Denn in Erwartung der Weibchen, die erst drei Wochen später schlüpfen, patrouillieren sie an ihrer bevorzugten Nahrungsquelle, der Zaun-Wicke, vorbei. Sie folgen dabei immer denselben Bahnen, die sie durch Duftmarken festlegen. Nach der Paarung legen die Weibchen in vegetationsfreien oder wenig bewachsenen Lehm- oder Sandböden unterirdische Hohlräume für den Nachwuchs an. Die Mai-Langhornbiene wurde zur Wildbiene des Jahres 2021 gewählt. In einigen Bundesländern wird sie in der jeweiligen Roten Liste aufgeführt, in Nordrhein-Westfalen beispielsweise gilt sie als gefährdet. Das liegt auch daran, dass sie auf Schmetterlingsblütler wie die Zaun-Wicke als Nahrungsquelle spezialisiert und von einem ausreichenden Vorkommen dieser Pflanze abhängig ist.

Schwarze Mörtelbiene

Wissenschaftlicher Name: Megachile parietina
Größe: Bis zu 1,8 cm
Aussehen: Männchen sind im vorderen Körperbereich braun-gelb behaart, ihre Flügel hell. Weibchen sind schwarz gefärbt und auf der Oberseite und am Bauch stark behaart, ihre Flügel sind bräunlich
Lebensraum: Trockenhänge mit Felsen, Steinbrüche und Kiesgruben

Die Schwarze Mörtelbiene gehört zu den Bauchsammlern. Das heißt, sie nimmt die Pollen mit den Haaren am Hinterleib, der sogenannten Bauchbürste, auf. Ihre Hauptnahrungs-Pflanzen sind Esparsette und Hornklee. Die Weibchen bauen ihre Nester mit mehreren Brutzellen aus Lehm und kleinen Steinchen an sonnigen Felsen, Steinblöcken oder Natursteinmauern. Die Schwarze Mörtelbiene gilt in ganz Deutschland als vom Aussterben bedroht. Es gibt nur noch kleine Populationen in Baden-Württemberg und im Saarland. Ihr starker Rückgang gründet in der Veränderung und Intensivierung der Landwirtschaft, wodurch sie immer weniger Nahrung findet. Mit dem Modellprojekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“, das von EDEKA unterstützt wird, setzen sich Landwirtinnen und Landwirte für den Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt ein. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Beitrag „Im Einklang mit der Natur: Landwirtschaft für Artenvielfalt“.

Wildbienen unterscheiden sich optisch und in ihrer Lebensweise sehr stark voneinander. Es sind faszinierende Tiere!

Achim Dietrich, Imker

#zukunftleben: Samentüten-Aktion

Seit 2014 engagiert sich EDEKA Südwest mit der Samentüten-Aktion für den Schutz von Wildbienen und anderen Insekten. Auch in diesem Jahr erhielten Kundinnen und Kunden am 20. März in teilnehmenden Märkten eine Samentüte gratis (ab einem Einkauf im Wert von zehn Euro und solange der Vorrat reichte).

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