Ich glaube, in jedem Menschen liegt der Antrieb, Schwächeren zu helfen. Alle, die mitten im Leben stehen, sollten nicht wegschauen, wenn andere straucheln. Die Möglichkeiten, die mir gegeben sind, um Öffentlichkeit herzustellen und Menschen zu vernetzen, wollte ich durch die Stiftung besser nutzen. Und wir wollten ein Zeichen setzen und die Belange benachteiligter Kinder stärker thematisieren.

Ein wenig verdankt die Stiftung ihre Entstehung natürlich auch dem kleinen grünen Drachen Tabaluga, dessen Geschichte wir seit 1983 als Rockmärchen auf die Bühne bringen. Hier siegt schließlich immer das Gute. Im Leben ist das leider nicht so. Deshalb bemühen wir uns, Kindern zumindest für einen kurzen Zeitraum eine heile Welt zu schenken.

Viele Kinder wachsen in schwierigen Verhältnissen auf, ihr Alltag ist von Ängsten oder von Krankheit geprägt. Mit unseren Einrichtungen wollen wir Schutzräume bieten, in denen die Kinder wenigstens für eine Zeit lang in einer harmonischen Umgebung leben können. Wir haben Projekte in Spanien, Deutschland und Rumänien. Unser jüngstes Projekt ist Gut Dietlhofen in Bayern. Sie alle haben den Zweck, traumatisierten Kindern gemeinsam mit ihren Therapeutinnen und Therapeuten Ferienaufenthalte zu ermöglichen. Allen Stiftungshäusern gemein ist die unmittelbare Nähe zur Natur, zu Pflanzen und Tieren. So haben Kinder, die bisher fernab der Natur gelebt haben, die Möglichkeit, deren Kreislauf zu erleben und persönliche Rückzugsorte zu finden.

In unseren Kinderhäusern in Spanien, Deutschland und Rumänien setzen wir ganz stark auf die Natur als Therapeut. Die Kinder und Jugendlichen sind bei uns die meiste Zeit an der frischen Luft, sie können reiten, schwimmen und manchmal sogar segeln. Das alles wirkt wahre Wunder. Es ist wunderbar, die Stiftung wachsen sehen zu dürfen. Dabei überwinden wir auch Hürden: Für unser Kinderhaus in Rumänien im Dorf Radeln haben wir uns die nötige Infrastruktur selbst geschaffen. Wir ermöglichen Bildungsangebote, eine ärztliche und zahnärztliche Grundversorgung und wir haben einen Frischwasser-Brunnen gebaut.

Das spielt eine große Rolle! Dass die Natur uns schenkt, was wir zum Leben brauchen, und dass Ernährung mehr ist als nur satt zu werden – das wissen ganz viele Kinder nicht. Sie kommen meist aus problematischen Alltagssituationen in die Ferien zu uns – und hatten vorher wenig Kontakt zur Natur. Bei uns lernen sie auf den stiftungseigenen Bio-Bauernhöfen, wie Lebensmittel entstehen und warum gesunde Ernährung wichtig ist. Unsere jungen Gäste helfen beispielsweise beim Gemüseanbau und bei der Tierfütterung. Wir möchten, dass sie verstehen, woher der Käse, die Tomaten oder die Eier kommen. Sie wissen häufig auch nicht, wie viel Arbeit darin steckt, bis solche Produkte auf dem Teller liegen. Dabei lernen sie auch, warum wir uns in unserem eigenen Interesse darum bemühen sollten, den Kreislauf der Natur in seiner Reinheit zu bewahren.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ Das hat schon meine Oma gesagt. Im Kindesalter wird unser Bewusstsein geformt und damit wird auch der Grundstein für das ganze weitere Leben gelegt. Außerdem ist es gerade in der Wachstumsphase essenziell wichtig, durch eine sinnvolle Ernährung den eigenen Körper zu stärken.

Mir kommt sofort ein Erlebnis in den Sinn, das mich tief berührt hat. Das war vor vielen Jahren auf Mallorca. Wir hatten Kinder auf das Segelschiff „Sir Robert Baden Powell“ eingeladen. Ein wunderschönes Schiff, 1957 erbaut, das Kinder unglaublich spannend finden. Mit ihm aufs Meer hinauszufahren, vermittelt das Gefühl endloser Freiheit – als könnte man alle Sorgen über Bord werfen. Die Kinder, viele mit körperlichen und seelischen Problemen, brauchten genau dieses Gefühl. Unter ihnen war ein kleiner Junge, der seit Jahren nicht mehr gesprochen hatte. Er hatte sich aus der Gesellschaft verabschiedet und bestrafte sie für die innerlichen Verletzungen mit eisernem Schweigen. Karsten, der Kapitän, gab dem Jungen für einige Zeit das Ruder. Als das Schiff vom Kurs abkam, rief er ihm zu: „Du musst das Ruder nach Backbord drehen.“ Ohne zu wissen, was das genau heißt, tat der Junge das Richtige und fragte: „So?“ Dieses kleine Wort war das erste nach Jahren des Schweigens. Wir waren ergriffen, gerührt, überwältigt. Was für ein Geschenk! Erlebnisse wie dieses geben uns unsere Mühe tausendfach zurück.